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Der Kerkstieg

Rubrik:Wander-Touren, Kurzwanderung
Start:Hanstedt
Ziel:Wesel
Länge:6,47 km
Barrierefreiheit:Die Tour ist nicht barrierefrei.
Beschilderung:Die Tour ist ausgeschildert. Findlinge mit Inschriften
Kartenmaterial:Faltblatt des VNP; erhältlich beim VNP, dem Tourismus- und Gewerbeverein Hanstedt und im Rathaus Hanstedt

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Informationen zur Tour

In Hanstedt so gut wie vergessen und selbst alten Weselern kaum noch erinnerlich, fristete der Jahrhunderte alte fußläufige Verbindungsstieg ab Anfang 1900 ein weitgehende vergessenes Dasein. Nun tauchte der "Kerkstieg" in dem kleinen Heimatband "In Hanstedt - Geheimnisse und Besonderheiten eines Heideortes" wieder auf und erlebte durch einen öffentlichen Akt der Gemeinde Hanstedt eine beeindruckende Renaissance.

Den mit entsprechend rustikalem Schuhwerk ausgestatteten Heimat- und Naturfreunden bieten sich nun auf einer Länge von etwa 7 km durch Hanstedts Wälder und Forsten einige interessante und beachtenswerte Besonderheiten.

Ein alter Weg lebt wieder auf

Laut einer Chronik des Hanstedter Pastors Bromberger aus dem Jahre 1668 waren die Kirchengemeinden Hanstedt und Undeloh zusammengelegt worden - um erst 1967 wieder getrennt zu werden. Bromberger nennt kein Datum, weshalb zu schließen ist, dass die Zusammenlegung schon damals lange zurücklag und die Jahreszahl nicht mehr exakt benannt werden konnte. Da der Gottesdienst in der Undeloher St.-Magdalenen-Kapelle somit nur noch eingeschränkt stattfand, machten sich die Kirchgänger aus Wesel und den umliegenden Ortschaften auf in die Hanstedter St.-Jakobi-Kirche. Dabei nahmen sie den fußläufigen Direktweg durch die Hanstedter Berge, ihren "Kerkstieg". Diese Nutzung hielt bis etwa ANfang 1900. Durch das Aufkommen der Fahrräder verlor der Stieg von da an seine Bedeutung, da er zum Radfahren nur wenig geeignet war.

In Hanstedt so gut wie vergessen und selbst alten Weselern kaum noch erinnerlich, fristete der Jahrhunderte alte fußläufige Verbindungsstieg ab Anfang 1900 ein weitgehende vergessenes Dasein. Nun tauchte der "Kerkstieg" in dem kleinen Heimatband "In Hanstedt - Geheimnisse und Besonderheiten eines Heideortes" wieder auf und erlebte durch einen öffentlichen Akt der Gemeinde Hanstedt eine beeindruckende Renaissance.

  Wandern © Lüneburger Heide GmbH   Anzeige in Originalgröße 33 KB - 448 x 299 Den mit entsprechend rustikalem Schuhwerk ausgestatteten Heimat- und Naturfreunden bieten sich nun auf einer Länge von etwa 7 km durch Hanstedts Wälder und Forsten einige interessante und beachtenswerte Besonderheiten.


Alter Schafstall

Kurz hinter dem Heideort Wesel ist ein kleinerer reetgedeckter Schafstall zu sehen, der einst den Heidschnucken des Weseler "Wittens-Hoff" als Unterstand dienste. Er stellt ein historisch bedeutsames Relikt ehemaliger bäuerlicher Hutewirtschaft dar. Der Stall mit seiner außergewöhnlichen Nurdachform und dem unüblichen seitlichen Eingangstor wurde um 1800 erbaut und 2000 von Grund auf saniert. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und bereichert als besondere Rarität das östlich angrenzende Wesel-Bach-Tal mit dem Bode-Teich.


Pastor-Bode-Teich

Der im Dezember 2016 in „Pastor-Bode-Teich" umbenannte, ehemals als Pastorenteich bezeichnet und gelegen in dem schönsten Teil der Weseler Heide erinnert an den verdienstvollen und weitsichtigen Heidepastor Wilhelm Bode, der die Weseler Heide 1910/16 für den damals noch jungen VNP erworben und somit der Nachwelt erhalten hat.

Alteingesessene Weseler wussten noch vor Jahren zu berichten, dass der für die Anlage des Teiches notwendige Damm ganz maßgeblich auch von Häftlingen aufgeschüttet wurde, die Pastor Bode zur „Resozialisierung“ zugewiesen waren.


Historische Grenzgräben und Grenzsteine

Am unter Denkmalschutz stehenden Forstgraben zwischen der Klosterforst und den Privatwaldungen "Seevenholz" sind vereinzelt alte Grenzsteine zu sehen. Sie sind wohl ab 1842 gesetzt worden, um die damals noch königlich-hannoverschen Forsten abzugrenzen, intern zu ordnen und in Abteilungen (Jagen) zu gliedern. Die Zeichen auf den Steinen sind auf Anhieb nicht erklärlich.


"Preußischer Hut"

Am so genannten „Dierkshäuser Weg“ befindet sich ein Orientierungsfindling mit der Aufschrift „Preußischer Hut“. Diese Bezeichnung steht für vier private Waldgrundstücke, die zusammen eine Dreiecksfläche abgeben, einem preußischen Dreispitz vergleichbar. Die originelle Bezeichnung "Preußischer Hut" wie auch "Seevenholz" sind im Kreise der Waldbesitzer umgangssprachlich entstanden und bisher nicht amtlich bestätigt. Dabei darf die Bezeichnung "Preußischer Hut" geschichtlich durchaus hinterfragt werden, da die betreffenden Grundstücke 1842 und somit während der Existenz des Königreiches Hannover entstanden sind. "Hannöverscher Hut" wäre somit ebenfalls denkbar gewesen, denn auch im Königreich Hannover wurde einst Dreispitz getragen.

"Bunte Ecke" am "Hohen Rah"

Der Kerkstieg führt an dem nur wenig entfernt liegenden "Hohen Rah" (105 Meter, Hanstedts Berg Nr. 5) entlang, einem Bereich, in dem Förster Heiner Rupsch mit Zustimmung der privaten Waldbesitzer 2001 einen Forstversuch unternommen hat. In diesem von Nadelhölzern dominierten Teil des Hanstedter Waldes wurden die verschiedenartigsten Laubbaumarten hinzugepflanzt, die im Herbst mit ihrer bunten Laubpracht beeindrucken. Zur Erinnerung an diese auch ökologisch gute Tat haben die Grundeigentümer Margret und Horst Kahle dem engagierten Forstmann Rupsch einen Erinnerungsstein gesetzt, der nun den Platz als "Bunte Ecke" markiert.


Hohlweg am "Messberg"

Vom 90 m hohen "Messberg" fällt der "Kerkstieg" bis Hanstedt auf etwa 50 m ab. Durch die Jahrhunderte lange Begehung des abschüssigen Geländes haben die Kerkstiegnutzer auf einer Länge von 200 Metern einen Hohlweg von etwa zwei Metern Tiefe und teils über drei Metern Breite in den Berghang hineingelaufen, ein überzeugender Nachweis für einen ständigen, intensiven Kirchgang. Diese Stiegpassage ist in dieser enormen Ausprägung außerordentlich beeindruckend und bodendenkmalwürdig. Sie zählt, sich im lichtem Mischwald des "Messberg" hinauf- oder hinunterschlängelnd, nun seit neuestem zu den schönsten Wanderwegen Hanstedts.

Findling am "Messberg"

Die Gemeinde Hanstedt bekannte sich spontan zu dem Projekt und ließ einen mächtigen Heidefindling mit der Aufschrift "Kerkstieg" sowie mit nach Wesel und Hanstedt weisenden Richtungspfeilen setzen, um an dieser landschaftlich reizvollen Stelle den "Kerkstieg" deutlich zu markieren. Auch entlastete die Gemeinde die Privateigner, über deren Grundstücke der Stieg seit eh und je verläuft, um eventuelle Haftungsansprüche Dritter fernzuhalten - eine wichtige Voraussetzung zur Wahrung des Rechtsfriedens und eine zwingende Bedingung für die Wiedergeburt des "Kerkstieg".

Querung des "Faßenbeek" mit Faßenbeekstein

Der "Faßenbeek" ist einer von acht kleineren Auezuflüssen in der Hanstedter Gemarkung und kreuzt den Kerkstieg. Auch sein Name - die Kurhannoversche Landesaufnahme schreibt 1776 Fasen Beek - war in Hanstedt nicht mehr geläufig. Ein Heimatkreis innerhalb der Bürgerstiftung Hanstedt holte die inzwischen vom Rat der Gemeinde Hanstedt amtlich festgelegten Namen der kleinen Bachläufe in das Bewusstsein der Hanstedter zurück und ließ von Bürgern gespendete Namensfindlinge aufstellen. Der Faßenbeekstein ist an der Unterführung am Weg "An der Rodelbahn" zu finden.

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